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1. Einleitung

1.1. Der Ansatz und die Sprache der Dogmatik Wilfried Joests

"Christliches Gotteszeugnis hat seinen Grund in der biblisch bezeugten Geschichte der Selbsterschließung Gottes für den Menschen. In ihrer Mitte steht Jesus Christus. Wir glauben an Gott und reden von ihm aufgrund dessen, daß und wie er sich selbst uns in Jesus Christus zugesprochen hat; nicht aufgrund dessen, was Menschen sich auch davon abgesehen über Gott meinen sagen zu können - oder auch nicht mehr sagen zu können.

Auftrag christlicher Verkündigung  ist es, solchen Glauben zu bezeugen. Die Aufgabe einer christlichen Dogmatik haben wir verstanden als Besinnung auf den seinem Grund in Christus entsprechenden Gehalt dieser Glaubensverkündigung. Dogmatik ist darin von der Verkündigung sowohl unterschieden, als auch auf sie  bezogen. Ihre Besinnung orientiert sich an dem Gottes- und Christuszeugnis, das uns in den biblischen Schriften begegnet. Sie wird zugleich zu bedenken haben, wie dieses Zeugnis den Menschen in die Verhältnisse und Fragen seiner Gegenwart hinein angeht."[1] Mit diesen Sätzen beginnt der Ende 1995 verstorbene Erlanger Systematiker Wilfried Joest  den 1986 erstmals erschienenen zweiten Band seiner  Dogmatik. Er faßt damit gleichzeitig das zusammen, was für ihn Kern der im ersten Band dargelegten "Grund- und  Anfangsfragen" ist.

Wichtig sind ihm daher die Beziehung der  Dogmatik auf die Verkündigung, die biblischen Schriften und in Zusammenhang damit auch an die Bekenntnisschriften sowie der Bezug auf die Menschen in ihrer eigenen Zeit, dies spiegelt sich auch in den Titeln der beiden Bände seiner Dogmatik wieder.

Joest entwickelt seine Dogmatik christozentrisch und versucht einen Erkenntnisweg zu beschreiten. Dabei geht er davon aus, daß der Mensch sich durch seine Beziehung zu Gott und Gottes Beziehung zu ihm bestimmt. Kriterium und Grund für die Erkenntnis dieser Beziehung sind die  Selbstbekundung Gottes und seine Selbstzusage in Jesus. Wegen dieser  Vorgaben entscheidet er sich aber gegen die traditionelle Anordnung, die sich an ontischen Fragen orientiert und so von der Schöpfung bis zur Versöhnung geht. Die Frage, die ihn bestimmt ist statt dessen: Wie kann Gott erkannt werden? Joests Dogmatik liegt so bei aller "lehrbuchhaften" Darstellung immer schon ein bestimmter theologischer Aspekt zu Grunde.

Die Dogmatik ist als Lehrbuch konzipiert und bemüht sich so, die wichtigsten traditionellen Bearbeitungen anzuzeigen und zu reflektieren. Joests eigene Position kann man in der Regel in den Reflexionen finden, mit denen er auch versucht, die jeweils unterschiedlichen Entwürfe in Beziehung untereinander zu setzen und so dem Leser einen Eindruck vom organischen Wachsen und den verschiedensten Wechselbeziehungen systematischer Theologie zu geben.

In seiner Darstellung benutzt Joest eine nicht unbedingt einfache Sprache. Dies macht das Lesen zu einem zwar interessanten, aber oft auch sehr anstrengenden und ermüdenden Unterfangen. Beide Bände der Dogmatik sind mittlerweile in vierter Auflage als UTB -Taschenbuch erschienen und dürften deshalb eine große Verbreitung gefunden haben.

 

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