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8.3.2. Wallfahrten und die Wallfahrtskirche

8.3.2.1. Faltblatt aus der Wallfahrtskirche

Jenseits von Teplitz, am Fuße des Erzgebirges, breitet sich das Städtchen Mariaschein aus, heute ein Teil von Graupen. Die mächtige Wallfahrtsbasilika, umgeben von 7 Kapellen, der Jesuitenresidenz und des ehemaligen bischöflichen Seminars bilden einen ausgedehnten Gebäudekomplex.
Entstehung und Geschichte sind dargestellt in Bildern rings im Kreuzgang. Die Mehrzahl der Bilder stellt wunderbare Gebetserhörungen dar, wie es in der Barockzeit üblich war. Sie erheben keinen Anspruch auf historische Glaubwürdigkeit. Das erste Bild, die Mariascheiner Chronik berichtet, uns Aufschluß über die Entstehung des Gnadenortes wie folgt:
An dem Orte, wo heute die Basilika steht, befanden sich zur Zeit der Husittenkämpfe dichte Wälder. Darin verbargen sich einige Klosterfrauen aus dem nahen Schwaaz bei Bilin, deren Heimstätte von den Husitten niedergebrannt worden war. Vor dem Tode der letzten Nonne wurde die kleine Statue der schmerzhaften Muttergottes in einer hohlen Linde verborgen.

1426 kam es zur Entscheidungsschlacht zwischen den Katholiken und Husitten bei Aussig, wo das Heer der Katholiken besiegt wurde. Der Rest des geschlagenen Heeres rettete sich in wilder Flucht über das Gebirge. Nach der Schlacht begrub man die Toten in einem Massengrabe vor der Kirche, dahin gingen die Bewohner von Graupen gern, um für die Gefallenen zu beten. Hierher kam auch nach Jahren ein Mädchen aus Graupen um Gras zu mähen, als sich ihr plötzlich eine Schlange um den Arm schlang. In Todesangst rief das Mädchen Maria um Hilfe an und siehe, die Schlange zischte gegen die Linde zu, die in der Nähe stand, fiel vom Arme und verschwand im Grase. Das Mädchen ging nahe heran und bemerkte ein Astloch in der hohlen Linde und sah die kleine Statue. Den Fund meldete sie dem Pfarrer von Graupen. Unmittelbar neben der Linde wurde eine hölzerne Kapelle errichtet. Ganz in der Nähe entsprang eine Quelle über der später eine Kapelle erbaut wurde.
Die ursprüngliche Kapelle mit dem Gnadenbilde wurde bald durch eine Steinkapelle ersetzt, die 1501 der Kanzler der böhmischen Krone Albrecht von Libstein auf eine gotische Kirche erweitern ließ. Das Areal um das Gotteshaus ließ 1590 Georg von Lobkowitz mit einer Mauer umgeben, welches sieben Kapellen miteinander verbindet. Alle diese Bauten wurden am 4. April 1587 der Pflege der Jesuiten von Komotau übergeben.
Im Laufe des 30-jährigen Krieges mußte die Statue der Schmerzensmutter 1mal vor feindlichem Zugriff geschützt werden.. 1925 wurde diese Statue ohne jeden künstlerischen Wert gekrönt durch den Prager Erzbischof. Die Wandschränke hinter dem Hauptaltare enthielten Weihegeschenke, die vor mehr als 180 Jahren an den Staat abgeliefert werden mußten. Unter dem Chor sind 2 Beichtstühle, nicht nur versehen mit reicher Schnitzerei, sondern auch Medailionen von Heiligen. Die Orgel, ein kostbares Instrument, zieren die beiden Figuren: Hl. Cäcilia und König David. Die Chorbrüstung ist reich versehen mit musizierenden Engelsfiguren. Die Kirchenbänke sind aus dem Jahre 1730. Kapellen in den Ambitten, ein Schmuck des Wallfahrtsortes, versinnbilden die 7 Schmerzen Mariens. Man möchte erwarten, daß sie die Namen der Schmerzen tragen, doch dem ist nicht so. Die Kapellen wurden von Adelsgeschlechtern oder Städten aus der Nähe gebaut und tragen bis heute deren Namen: Reichstädter, Teplitzer, Leitmeritzer, Osseger, Duxer, Bleilebener und Kolovrater.

Beschreibung der Basilika

Das heutige Gotteshaus wurde in den Jahren von 1701 - 1706 auf Geheiß der Frau Maria Anna v. Bleileben erbaut. Die Länge beträgt 52m und die Breite 25m, 2 Barocktürme. Baumeister war der bekannte Italiener Wilhelm und Oktavio Broggio. Der Grundriß ist rechteckig, nur ein Längsschiff, auf jeder Seite 3 Seitenkapellen mit Altar und Beichtstuhl geziert. Neben dem Haupteingange in einer Nische finden wir die Plastik der Schmerzensmutter, weiters die Statuen von Petrus und Paulus, ferner vom Hl. Ignaz und Franz Xaver, auf der Süd-und Nordseite weitere Statuen tschechischer Patrone.
Ein Juwel der Kirche ist die Kanzel aus dem Jahre 1714, angefertigt vom Tiroler Holzschnitzer Tollinger, mit reicher Ornamentik und Figuren der Evangelisten nebst Personen des Alten Testamentes. Ganz oben ist dargestellt die Bekehrung des Hl.Paulus. Der Hauptaltar, der an Stelle der alten Linde steht, eine Nachahmung des Papstaltares in Rom, angefertigt von Tollinger i.d.J. 1704—14. Er ist geschmückt in Nischen und auf Simsen von geschnitzten Figuren der Apostel und Engeln.
Über dem Tabernakel in einem Glasschrein befindet sich die kleine Statue der Schmerzensmutter, nur 15 cm groß, angefertigt aus gebranntem Lehm, eingelassen in einen Mantel von Goldblech.
Eine besondere Vorliebe für Mariaschein hatte der Leitmeritzer Bischof Dr.Josef Grog. Im Jahre 1925 fand in Mariaschein ein Internationaler Marianischer Kongress statt. Ein Jahr zuvor erreichte Bischof Grog die Erhebung der Wallfahrtskirche durch Papst Pius XI. zur Basilika Minor.
In den letzten Jahren wurde Basilika und Ambitten einer Reparatur unterzogen.
Die Hauptwallfahrtstage finden am Sonntag nach Maria Geburt - 8. September und dem Schmerzensfeste - 15. September statt.

Jesuiten - Residenz und Gymnasium

Es handelt sich um das älteste Gymnasium Böhmens, gegründet i.J. 1679 und seit dem Jahre 1725 alle 8 Klassen. 1773 wurde das Gymnasium aufgelöst und in eine Schule zur Heranbildung von Lehrern umgewandelt. Dieselbe wurde 1853 abermals in ein Gymnasium zurückverwandelt, wo bis März 1939 junge Leute für den Priesterberuf vorbereitet wurden. Während des II. Weltkrieges war in den Gebäuden eine Polizeischule untergebracht. Von 1948-50 auf kurze Zeit abermals Gymnasium. Von da an dienten die Gebäude als Kaserne. 1968 lösten das tschechische Militär russische Soldaten ab, bis Anfang März 1991.

Gegenwärtig sind die Gebäude unzugänglich. Sobald genügend Mittel zur Instandsetzung vorhanden und die Gebäude repariert sind, soll abermals ein bischöfliches Gymnasium errichtet werden. Die gebäude werden also ihrem ursprünglichen Zwecke dienen.