Kua mi, jeg takker deg
 deilig melk du gir til meg.
 Hver en dag jeg til mitt brød,
 drikker melka di så søt.

Meine Kuh ich danke dir,
gute milch die gibst du mir.
Jeden Tag zu meinem Brot,
trink deine Milch ich süß und gut.

 

In vielen norwegischen Kindergärten wird dieses „religionsneutrale Tischgebet“ gesungen.  Auch wenn Norwegen sich immer noch als ein Bauernland versteht: Über die Hälfte der bald 5 Millionen Norweger wohnt in Orten mit wenigstens 20 000 Einwohnern und weit weniger als eine halbe Million wohnt in Orten mit weniger als 2000 Einwohnern.  Unter ihnen sind auch die meisten der etwa 50 000 Bauern und Fischer. Auch wenn der Abstand zu den Bauern immer größer wird: Norwegen versorgt sich immer noch zu großen Teilen selbst mit landwirtschaftlichen Produkten und ist in diesem Bereich auch nicht der EU angeschlossen.

Doch auch die Norweger sind inzwischen an volle Supermarktregale gewöhnt und kaufen ihre Lebensmittel dort. Auch der Abstand zum Schöpfer dieses wunderbaren Landes wird leider auf Betreiben einiger politisch aktiver Atheisten immer größer. In einem LER verwandten Fach darf Christentum in der Schule nur noch im gleichen Umfang wie andere Religionen unterrichtet werden. Einen konfessionellen Religionsunterricht gibt es nicht.

Seit dem Herbst 2011 wurden wir dann daran erinnert, dass der Erntedank vielleicht doch keine so unnütze Einrichtung ist. Die Bauern dürfen um Überproduktion zu vermeiden dürfen die Bauern nur eine bestimmte Menge Milch verkaufen und halten dem entsprechend auch nicht mehr Kühe. Durch starke Niederschläge und Überflutungen im Sommer gab es seit dem weniger Milch und Milch von geringerer Qualität. Gleichzeitig begannen viele Norweger noch mit einer LowCarb-Diät. So leerten sich die Butterregale. Bald gab es nur Hamsterkäufe und bald nur noch zwei Pfund Butter pro Person. Kurz vor der Adventzeit waren die Regale dann ganz leer. Als Notmaßnahme beschloss die Regierung den Import einiger Tonnen irischer, belgischer, französischer  und deutscher Butter zu genehmigen. Die Weihnachtbäckerei war gerettet. Doch die Norweger bevorzugen nun mal ihre eigne  Butter. 

Inzwischen gibt es auch wieder norwegische Butter in den Regalen.  Doch nun klopft bereits die nächste Krise an die Pforten: die Rindfleischkrise.

Die Kühe treten halt weder ihre Milch noch ihr Fleisch so ganz freiwillig an die Menschen ab und steuern es auch nur in sehr begrenztem Maße selbst, wie viel davon sie abgeben.  Ich bin jedenfalls Froh dass im Kindergarten meines Sohnes ein anderes Tischgebet gesungen wird:

Å du som metter liten fugl
 Velsign vår mat å Gud
(Melodie: So wie der kleine Vogel singt)

Oh du, der du den kleinen Vogel sättigst,
Segne unser Essen oh Gott.

Michael Hoffmann
Sokneprest i Haram og Fjørtoft

 

Veröffentlicht in den Mitteldeutschen Kirchenzeitungen: http://www.mitteldeutsche-kirchenzeitungen.de